Mittwoch, 6. Januar 2016

It's a Man's Man's Man's World ...im Supermarkt

Es gibt ihn tatsächlich immer noch, den Draufgänger, der sich gegen alle geltenden Grundgesetze stemmt, der auf Ökologie und Ökonomie pfeift und sein Abenteuer so unbedarft angeht, als gelte es noch mal den Seeweg nach Indien zu entdecken. 
Die Rede ist vom einkaufenden Mann! Genauer gesagt ist die Rede vom alleine einkaufenden Mann. Was sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch in Supermärkten abspielte war eine Mischung aus maskuliner Überheblichkeit und eiskaltem, weiblichen Kalkül. Brauchte die Herzensdame Samstagmittag nämlich mal für zwei Stunden ihre Ruhe, um was wegzuputzen, hat sie dem Liebsten schon mal fünf bis sechs Begriffe auf einen Zettel geschmiert und ihn damit in den Supermarkt geschickt.

Dort irrte das Männchen dann komplett reizüberflutet und orientierungslos durch die Gänge, klingelte eine halbe Stunde, bis ihm endlich ein schluffiger Azubi die Pfandflaschen abnahm, schlich danach endlos durch die Abteilung für Damenhygiene um dort verzweifelt nach dem Soßenbinder zu suchen, um schlussendlich nach einer guten Einkaufsstunde kurz vorm Ziel die Worte der Kassiererin zu hören: „Das hier muss aber in der Obstabteilung abgewogen werden“, was ihn schlussendlich weinend zusammenbrechen ließ.

Ein Hoch auf die Funknabelschnur!

Wie gesagt, so war es früher mal. Natürlich ist der moderne Mann sicher auch etwas weltmännischer in Sachen Einkauf geworden, aber er hat mittlerweile auch ein sehr wichtiges Werkzeug: Das Handy! Wenn heute eine Frau ihren Gatten in den Konsumtempel schickt, dann kann sie sicher sein, dass sie einige Minuten später den Göttergatten an der Funknabelschnur hat, um die Warenangaben des Einkaufszettels zu verifizieren. 
Und so sieht man heute laufend Männer im Supermarkt mit ihren Frauen telefonieren, was einem immer so vorkommt, wie in diesen alten Katastrophenfilmen, wo Pilot und Co-Pilot eines Flugzeuges an einer Fischvergiftung erkrankt sind und ein überforderter Passagier die Kiste mit den Angaben des Towers ganz alleine landen muss. 
Ich habe schon Männer in Supermärkten gesehen, die Fotos von ganzen Regalreihen gemacht haben und sie ihrer Frau schickten, um bloß den richtigen Abführtee mit nach Hause zu bringen. Den allein einkaufenden Mann zeichnet darüber hinaus auch eine gewisse Schnäppchenanfälligkeit aus, die ihn auch gerne mal eigenmächtig vom handgeschriebenen Marschbefehl der Gattin abweichen lässt.
So gesehen hat die Frau des allein einkaufenden Mannes eigentlich nichts mehr zu gewinnen. Sein Telefonterror hält sie von ihren Tätigkeiten ab und darüber hinaus muss sie auch noch den Jahresvorrat an Küchenrollen platzsparend im Haus verstauen, der von ihm heldenhaft mit einem Preisnachlass von 10 % erstanden wurde. Als Mann kauft man eben auf seine Weise ein. Und für mich persönlich heißt das im Übrigen auch immer: einkaufstaschenbefreit! Ihren Vorschlag, den pinkfarbenen Einkaufsbag oder gar den Schopping-Trolley mit Rosenmuster zu Hilfe zu nehmen wird hartnäckig ignoriert. 
Mit einem sperrigen Einkaufswagen durch die schmalen Gänge eiern? Pah! 
Und die 20 Cent für die Plastiktragetasche an der Kasse kann ich mir auch sparen. 
Man hat schließlich zwei gesunde Hände. Die reichen – immer!

Kommt mir nicht in die Tüte!


So ging es auch gestern wieder bei mir, als ich mich zugegebenermaßen mit einer geometrisch ungünstigen Warenauswahl bestehend aus einem Kopfsalat, einer Flasche Wein, zwei Joghurts, einer Rolle Alufolie, Toastbrot, Backpulver, einer Tüte Chips und 10 Eiern in Richtung Parkplatz aufmachte. Es war schon eine artistisches Meisterleistung, die sicher von der RTL-Supertalent-Jury entsprechend gewürdigt worden wäre, beinhaltete sie doch das koordinierte Zusammenspiel der Hände und Arme, beider Ellenbogen und des Kinns, um den Einkauf bis zum Auto zu befördern. Dort angekommen strebte meine Performance ihrem Höhepunkt entgegen, denn nun galt es, eine Hand für den Autoschlüssel freizubekommen. Geschickt wurden Eier, Chips, Toastbrot, Kopfsalat und Alufolie zum Teil auf dem Autodach und zum Teil auf dem Boden vor dem Auto abgelegt. 
 Der Rest war ein flüssiger Bewegungsablauf: Tür öffnen, die Waren aus dem vollen Arm auf den Beifahrersitz verstauen, dann Chips, Toastbrot, Kopfsalat und Alufolie von draußen ebenfalls sicher auf den Sitz platzieren, zufrieden den Wagen starten, losfahren – und dann im Rückspiegel bemerken, wie 10 XL-Eier aus Freilandhaltung an der Heckscheibe vorbeifliegen. Selbstverständlich abwärts. Zum Glück war es nicht so schlimm, dass ich ohne Eier nach Hause gekommen bin. Aber nur deshalb, weil meine Frau schon vorher selbst einkaufen war. Nun hatten wir also alles doppelt. Naja, bis auf die Eier. 
Vielleicht hätte ich doch noch mal zu Hause anrufen sollen.

Der Songtipp für diesen Text liegt, glaube ich, auf der Hand...





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