Mittlerweile hat sich unsere Tochter Sophie daran gewöhnt, dass ihr Vater öfter mal abends nicht zu Hause ist, weil er irgendwo fremden Leuten Blödsinn erzählt oder ihnen Songs vorspielt und sie dann hoffentlich klatschen.
Wenn
ich jetzt nachmittags vor einem Auftritt mit Gitarre und Texten bewaffnet in
ihrer Zimmertür stehe und mich mit einem „schönen Abend noch, Spätzchen, bis
morgen“ verabschiede, dann erwidert sie nur „Viel Spaß Papi, bis morgen“, ohne
von ihrem Buch aufzusehen, falls sie denn überhaupt schon zu Hause ist und mir
nicht morgens beim Frühstück bereits „Viel Spaß heute Abend, Papi, bis morgen“,
gewünscht hat, ohne von ihrem Müsli aufzusehen.
Will
sagen: Das Kind weiß bescheid.
Sie weiß, dass der Papi bei dem, was er da abends macht, viel Spaß hat und sogar
Geld dafür bekommt.
Dieses
Konzept war ihr nicht von Anfang an klar, wie folgender Dialog zeigt, den ich mit
ihr hatte, als sie fünf Jahre alt war.
Ich:
„Sophie, der Papa ist heute Abend nicht zu Hause.“
Sophie:
„Wo bist du denn?“
Ich:
„Ich bin in Köln heute Abend.“
Sophie:
„Und was machst du da?“
Ich:
„Geld verdienen.“
Sophie:
Was denn für Geld?“
Ich:
„Na, das Geld von anderen Leuten.“
Woraufhin
mich meine Tochter mit großen Augen fragte:
„Papa,
sind wir etwa Räuber?“
Es
ist wohl nicht wirklich verwunderlich, dass Raub für Kinder in diesem
Alter noch die einzige Maßnahme zu sein scheint, mit der man an das Geld
anderer Leute herankommt.
Was
ich aber wirklich beachtlich fand war die Selbstverständlichkeit, mit der sie
sich selbst in den Umstand, dass ihr Vater wohl ein Krimineller ist, einbezog.
Na
gut, er ist Räuber, dann werde ich ja wohl auch einer sein. Irgendwer
muss ja den Familienbetrieb später übernehmen.
So
hörte sich das zumindest für mich an.
Als
ich ihr dann erklärte, was ich genau mit meiner lapidaren Aussage meinte,
schien sie geradezu enttäuscht zu sein.
Ich
glaube, bei diesem Gespräch habe ich zum ersten Mal Coolnesspunkte bei ihr
eingebüßt.
Leute
unterhalten – langweilig, Leute ausrauben – cool!
Das
mit der kindlichen Kriminellenromantik hat sich ja mittlerweile gelegt.
Und da sie ihren Vater jetzt auch schon öfter bei Auftritten begleitet hat, sieht mein Coolnesspunktekonto bei ihr wenigstens etwas besser aus.
Und da sie ihren Vater jetzt auch schon öfter bei Auftritten begleitet hat, sieht mein Coolnesspunktekonto bei ihr wenigstens etwas besser aus.
Allerdings
wollte ich dann jetzt doch noch mal googeln, warum man eigentlich immer
ausgerechnet von einer „Familienbande“ spricht.
Der empfohlene Song su diesem Text:
"Take The Money And Run" - Steve Miller Band
"Take The Money And Run" - Steve Miller Band
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