Dienstag, 8. März 2016

Hochzeitstag oder Materialschlacht für zwei


Meine Frau und ich hatten kürzlich wieder unseren Hochzeitstag. 
Oder , wie ich auch schon mal im Scherz sage das „Jubiläum unserer vertraglich abgesicherten Zuneigung.“
Es war jedenfalls der Zehnte.
Auf der einen Seite fragt man sich da „wo ist nur die Zeit geblieben?“ und auf der anderen sind 10 Jahre ja Klacks, wenn man bedenkt, wie viele man noch vor der Brust hat, wenn alles gut läuft. 
Und jedes einzelne Hochzeitsjahr hat ja auch noch einen eigenen Namen.
10 Jahre ist Rosenhochzeit, habe ich jetzt gelernt. Und wenn man sich all die anderen Namen für Hochzeitstage anguckt, dann fällt eines schnell auf: die ersten Jahre sind ja fast nix wert. 
Das geht los mit der Papierhochzeit im ersten Jahr, später dann Baumwolle oder Zucker. Seide ist zwar schon wertvoller aber auch ein leichtes Material. Das schwere und richtig wertvolle Zeug kommt dann später, so ab den Zwanzigern. Silberhochzeit kennen wir ja alle, Perlen dann mit 30 und Gold für 50 Jahre Betriebszugehörigkeit in der Ehe.
Und genau das verstehe ich nicht: Warum wird es nach hinten hin wertvoller? 
Ist die Tatsache, dass man es überhaupt wagt, mit einem Menschen das Leben zusammen verbringen zu wollen nicht schon alleine Gold wert?

 
Stattdessen feiert man nach 60 Jahren die Diamanthochzeit. Ich mein, das geht noch weiter nach oben, aber die Diamantenhochzeit ist ja schon selten genug. Schafft ja heute kaum noch einer. Früher haben die Leute es nicht geschafft, weil sie nicht alt genug wurden und heute, weil sie fast alle zwischendurch abbrechen und mit jemand anders dann wieder von vorne anfangen müssen.
Und am Ende des Lebens kommen sie dann vielleicht auf einmal Silber und zweimal Petersilie, oder so ähnlich.

Was, wenn die Liebe so leicht würde wie Papier?

Vielleicht sollte man wirklich die ganze Materialliste der Hochzeitstage einfach von hinten nach vorne durchgehen.
Gerade am Anfang ist es doch nicht immer so leicht sich auch im Alltag zusammenzufinden. 
Und in den ersten Jahren wäre Silber. Perlen und Gold ja auch viel nötiger, bei dem was Haus, Garten und Kinder alles so kosten.
Gut, es heißt, an einer Beziehung muss man auch arbeiten, aber die Liebe sollte doch mit den Jahren auch nicht immer schwerer werden. Wäre es nicht schöner, wenn sie am Ende so leicht würde wie Papier?
Zumindest hoffe ich sehr, dass es so ist, weil sonst alle die recht hätten, die pausenlos wieder von vorne anfangen.
Sollen die doch ruhig wieder bei Diamant starten und sich in die leichteren Gefilde der Liebe empor kämpfen, so dachte ich es mir zumindest. Doch dann wurde mir das Sinnbild des Diamanten klar.
Er besteht aus Kohlenstoff, der über viele Jahre soviel Druck aushalten musste, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich in das wertvollste Material zu verwandeln, das wir auf der Erde haben.
So gesehen freue ich mich auf die nächsten 50 Jahre.
Mindestens.



Die Musik zum Text: Nur darum geht es...


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