Viele Menschen haben "gegen Flüchtlinge" gewählt,
darunter viele, die sonst nie zur Wahl gegangen sind. Und sicher haben viele
davon noch nie mit auch nur einem Flüchtling persönlichen Kontakt gehabt.
Sie haben die AfD gewählt,
damit es auch so bleibt.
Sie haben eine Partei gewählt, die notfalls auf
Flüchtlinge schießen lassen würde.
Das die Wähler mit ihrer
Stimme auch gegen den Mindestlohn, für Kita-Gebühren und
längere Laufzeiten
von Kernkraftwerken, gegen Klimaschutz und eine höhere Reichensteuer gestimmt
haben ist scheinbar zweitrangig.
Jetzt müssen sich
etablierte Parteien die Frage gefallen lassen, wieso man es nicht geschafft
hat, diesen Menschen den Frust, die Angst und auch die Uninformiertheit zu
nehmen. Warum hat man den Menschen nicht klar machen können, dass die AfD eben
keine Alternative ist? Dafür hätte man sich direkt mir ihr Auseinandersetzen
müssen.
Das ist nicht passiert. Jetzt muss man sich mit ihr auseinandersetzten
und zwar im Landtag und vielleicht ist das genau das, was passieren musste,
damit selbstgefällige Politiker von Alt-Parteien endlich aufwachen.
Jetzt müssen sie jeden Tag
direkt gegen das gestrige Programm der AfD arbeiten und ich persönlich finde es
eigentlich nicht schlimm, wenn Politiker sich mehr anstrengen müssen um Politik
machen zu können.
Aber genauso ist jeder
einzelne von uns gefragt. Monatelang haben wir über jeden AfD und PEGIDA-Witz
gelacht, der von den Satire-Sendungen in Fließbandarbeit rausgehauen wurde.
Gagschreiber schoben wahrscheinlich Extraschichten und Ulk-Reporter wurden nach
Dresden, Leipzig und sonstwo geschickt, um lustige Interviews zu führen –
notfalls im Clownskostüm. Gelachte Demokratie - gut für die Quote, nutzlos in
der Sache.
Letztendlich trug es auch nur dazu bei, die Fronten noch zu verhärten.
Wie ein Priester, der in der Kirche missioniert
Viele von uns haben sich
darüber die Schenkel wund geklopft und sich ansonsten genauso verhalten wie die
Alt-Parteien. Jeder, der sich im digitalen Freundeskreis als Sympathisant des
Rechtsrucks zu erkennen gab wurde entfernt – ohne große Diskussion.
Anschließend
wurden dann turnusmäßig Warnungen vor der AfD gepostet, geteilt und geliked. Das
Video, in dem der AfD-Mann Wappler ohne Beweis von der Vergewaltigung eines
Mädchens redet und damit komplett auffliegt zum Beispiel. Die Nachrichten über
den geforderten Schießbefehl oder auch ganz einfach nur die eingangs erwähnten
Programmpunkte. Alles mit großer Sorge und Ausdauer im eigenen, AfD-gesäuberten
Freundeskreis geteilt.
Das ist ungefähr so, als würde der Priester während des
Gottesdienstes die Anwesenden missionieren wollen.
So komisch es klingt, aber Schutzsuchende
Menschen und AfD-Wähler haben zwei Gemeinsamkeiten. Erstens: Sie sind da, man
kann sie nicht leugnen und wir müssen mit ihnen umgehen lernen. Sie verschwinden nicht,
bloß weil wir sie nicht mehr sehen oder aus unserem Umfeld verbannen.
Und zweitens:
Keine der beiden Gruppen
darf ausgegrenzt werden, weder im wahrsten Sinne des Wortes noch übertragen auf
unseren Alltag. Denn genau so, wie sich die Parteien in Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg und vor allem in Sachsen-Anhalt jetzt im Landtag gegen die
demokratieunfreundlichen Ideen der AfD behaupten müssen, sollte jeder einzelne
von uns direkt Stellung gegen die Argumente der Protest -und Frustwähler beziehen
– und das am besten nicht nur im Schutze des eigenen Netzwerkes.
Wir müssen uns selbst in
die Pflicht nehmen und versuchen den Besorgten und Frustrierten zu erklären,
was sie da wirklich wählen. Das wird nicht bei jedem funktionieren, schon klar.
Es ist aber das Mindeste,
was jeder für uns für unsere Demokratie tun kann.
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