Dienstag, 10. Mai 2016

Schluss mit der Bierquälerei!


Bergfest einer Radtour im Biergarten bei Kaiserwetter.
Der Herr am Nebentisch gibt seine Bestellung auf.
„Ich hätte gern ein herkömmliches Bier!“
Das hat er wirklich gesagt: „herkömmliches Bier“.
Da ich noch auf meins warte, lasse ich mir erstmal die Worte des Herrn auf der Zunge zergehen
und komme nach einer kurzen Erheiterung zu dem Schluss, dass man heute wohl genau so sein Bier bestellen muss.
Herkömmlich. Punkt.
Keines dieser aromatisierten Panschverbrechen, derer sich mittlerweile ein Großteil der Brauereien in aller Welt schuldig machen, um sich ja auch noch dem seichtesten Gaumen anbiedern zu können.
 Banane, Grapefruit, Bier „flavoured with Dragonfuit” – ganz ehrlich, ich finde es auch empörend, dass man zuviel Glyphosat in unserem Bier findet, aber ich würde aufschreien, würde man mir Bier mit Drachenfrucht andrehen wollen.
Diese Drachenfrucht gehört übrigens zur Familie der Kakteengewächse.
Dies zur Info für alle Biermix-Softies.
Wie diese ersten Zeilen vielleicht erahnen lassen bin ich kein Freund davon, der Deutschen liebstes Gärprodukt mit anderen Substanzen zu vermengen.
Beim Bier werde ich tatsächlich bierernst.
Die deutsche Sprache hat ja wahrlich einige hässlich klingende Worte zu bieten. 
„Biermischgetränk“ ist so eins.

Kurz vor der Abfüllung einmal durch ein Brauereipferd gelaufen

Das Bier hat schon einen ziemlich interessanten Weg hinter sich, seit vor langer Zeit einmal einem ägyptischen Pyramidenaufseher das Pausenbrot in seinen Wassertrinkbecher fiel, dort in der Sonne vor sich hin gärte und die anderen Aufseher sich abends neidisch fragten, wie man nach einem so harten Arbeitstag noch so gut drauf sein konnte wie ihr Kollege.
Und der Mensch war bei der Entwicklung neuer Sorten in den letzten 1000 Jahren doch durchaus schon kreativ genug, um jeden Geschmack zu treffen.
Da wurde obergärig und untergärig gebraut, was die Sudpfannen hergaben.
Pils, Export, Weißbier, Schwarzbier, Rotbier, Altbier, Kölsch, Stout, Porter, Berliner Weisse, Haferbier, Roggenbier, Dinkelbier…

Aber genug mit dem Promille-Porno.
Zugegebenermaßen schmecken manche Ergebnisse so, als wären sie kurz vor der
Abfüllung einmal durch ein Brauereipferd gelaufen, aber zumindest sind es Produkte aus dem Besten der Natur.
 
Viel zu schade also, um sie mit dem Ami-Ejakulat Coca-Cola oder anderen, Industriezuckerverseuchten Kalorienzüchtersäften zu strecken.
Das ist schlichtweg Bierquälerei!

Früher beließen es zumindest die Frauleute beim Biertrinken ja noch mit einem kleinen Schuss Himbeersirup als Geschmackspartner. Sollte diese Tradition wieder aufkommen, könnte man das Ergebnis ja wenigstens zeitgemäß als „Hopfen-Himbeer-Smoothie“ durchgehen lassen. 
Das hätte auch wesentlich mehr Stil als die durchdesignten Szene-Plörren die einem vorgaukeln, man würde sich ganz innovativ die Hucke zusaufen.
Das sollte man doch lieber wieder wie früher machen – ganz herkömmlich eben.


Es gilt aber nach wie vor: Mit Verstand trinken, nicht um den Verstand...


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