Bergfest einer Radtour im Biergarten bei Kaiserwetter.
Der Herr am Nebentisch gibt seine
Bestellung auf.
„Ich hätte gern ein herkömmliches Bier!“
Das hat er wirklich gesagt: „herkömmliches
Bier“.
Da ich noch auf meins warte, lasse ich
mir erstmal die Worte des Herrn auf der Zunge zergehen
und komme nach einer
kurzen Erheiterung zu dem Schluss, dass man heute wohl genau so sein Bier
bestellen muss.
Herkömmlich. Punkt.
Keines dieser aromatisierten
Panschverbrechen, derer sich mittlerweile ein Großteil der Brauereien in aller
Welt schuldig machen, um sich ja auch noch dem seichtesten Gaumen anbiedern zu
können.
Diese Drachenfrucht gehört übrigens zur
Familie der Kakteengewächse.
Dies zur Info für alle Biermix-Softies.
Wie diese ersten Zeilen vielleicht erahnen
lassen bin ich kein Freund davon, der Deutschen liebstes Gärprodukt mit anderen
Substanzen zu vermengen.
Beim Bier werde ich tatsächlich bierernst.
Die deutsche Sprache hat ja wahrlich einige
hässlich klingende Worte zu bieten.
„Biermischgetränk“ ist so eins.
Das Bier hat schon einen ziemlich
interessanten Weg hinter sich, seit vor langer Zeit einmal einem ägyptischen
Pyramidenaufseher das Pausenbrot in seinen Wassertrinkbecher fiel, dort in der
Sonne vor sich hin gärte und die anderen Aufseher sich abends neidisch fragten,
wie man nach einem so harten Arbeitstag noch so gut drauf sein konnte wie ihr
Kollege.
Und der Mensch war bei der Entwicklung
neuer Sorten in den letzten 1000 Jahren doch durchaus schon kreativ genug, um
jeden Geschmack zu treffen.
Da wurde obergärig und untergärig gebraut,
was die Sudpfannen hergaben.
Pils, Export, Weißbier, Schwarzbier,
Rotbier, Altbier, Kölsch, Stout, Porter, Berliner Weisse, Haferbier,
Roggenbier, Dinkelbier…
Aber genug mit dem Promille-Porno.
Zugegebenermaßen schmecken manche Ergebnisse
so, als wären sie kurz vor der
Abfüllung einmal durch ein Brauereipferd gelaufen, aber zumindest sind es Produkte aus dem Besten der Natur.
Abfüllung einmal durch ein Brauereipferd gelaufen, aber zumindest sind es Produkte aus dem Besten der Natur.
Viel zu schade also, um sie mit dem
Ami-Ejakulat Coca-Cola oder anderen, Industriezuckerverseuchten
Kalorienzüchtersäften zu strecken.
Das ist schlichtweg Bierquälerei!
Früher beließen es zumindest die Frauleute beim Biertrinken ja noch mit einem kleinen Schuss Himbeersirup als Geschmackspartner. Sollte diese Tradition wieder aufkommen, könnte man das Ergebnis ja wenigstens zeitgemäß als „Hopfen-Himbeer-Smoothie“ durchgehen lassen.
Das hätte auch wesentlich mehr Stil als die durchdesignten Szene-Plörren die einem vorgaukeln, man
würde sich ganz innovativ die Hucke zusaufen.
Das sollte man doch lieber wieder wie
früher machen – ganz herkömmlich eben.
Es gilt aber nach wie vor: Mit Verstand trinken, nicht um den Verstand...
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