Glückwunsch, die Franzosen stehen also im Finale ihrer EM –
mit zwei echten Torchancen in 90
Minuten.
Ein
Handelfmeter, den man sicher geben kann, keine Frage. Nur dann dürften sich die
Schiris eigentlich bei jeder Ecke die Lunge aus dem Hals pusten und schon mal
sporadisch auf den Punkt zeigen, weil irgendwas ist ja immer nicht ganz sauber.
Beim
zweiten Tor sind dann nicht nur Neuer so aus wie ein Orchestermusiker, der bei
seinem einzigen Beckenschlag am Abend den Einsatz ganz knapp verpasst.
So was
passiert eben.
Das
wirklich Bittere: Die deutsche Mannschaft hat ein richtig gutes Spiel gemacht,
vielleicht sogar das beste des Turniers, wie Toni Kroos meinte. So ein Spiel
darfst du eigentlich nicht verlieren.
Was war also das Problem? Zu viele
Ausfälle? Bei unserer Bank, nein. Chancen nicht genutzt?
Liegt bei null Toren
im Spiel auf der Hand.
Das wirkliche
Problem wird schon das ganze Turnier über klar: Das Spiel ist kaputt.
Rückblende.
Erinnern
wir uns mal an das EM-Turnier in Portugal vor 12 Jahren.
Spätestens
nach dem 9er-Riegel der Franzosen gestern sind Ottos EM-Griechen von 2004 mehr
als rehabilitiert. Was hat man damals auf die Defensivtaktik von Rehakles
geschimpft und bewundert heute zwei Viererketten, die sich perfekt vor dem
eigenen 16er verschieben
und erstmal
nix anderes vorhaben als ein Fußballspiel zu verhindern. Moderne Spielweise,
heißt es heute.
Die Folge
ist aber Schablonenfußball á la Guardiola: Ballbesitz, Ballsicherung,
Passsicherheit, Zuspiele im Dreieck. Verhindern, verhindern, verhindern anstatt
zu riskieren.
Wäre der
heutige Fußball eine Trinkspielvorlage, bei der man zu jedem Querpass einen
Kurzen vernichten müsste, würden selbst Voll-Alkoholiker den Anstoß zur zweiten
Halbzeit selten erleben.
Nur noch 9 gegen 9 - Warum nicht?
Mal
ehrlich, eine Sportart, deren Erfolg mittlerweile in einer dämlichen Einheit
wie Packing errechnet wird, soll unser Herz erreichen? Nicht wirklich.
Man will
jetzt nicht mit der Vergangenheit kommen, denn da gab es auch ganz gruselige
Taktiken. Und die Zeit eines Horst Hrubesch ist nun mal vorbei.
Tatsache
ist aber, das man sich heute noch an ihn erinnert und sich sicher sein kann,
dass damals bei jedem Ball die Naht auf Spannung ging, wenn er in die Nähe von
Hottes Birne geriet.
Heute ist
der Stürmer eine aussterbende Spezies und gilt als wunderbares Beispiel dafür,
dass Integration ins Mittelfeld funktioniert. Tore schießt man aber nun mal
vorne.
Müssen wir
wirklich unseren Kindern erzählen wie früher mal Fußball gespielt wurde, so mit
Stürmer und
Abseitsfalle, damit diese Tradition wieder auflebt? Das wäre schade.
Wir könnten
den athletischsten Fußball aller Zeiten erleben und bekommen leider zu oft nur
den taktischsten zu sehen. Und das macht einfach keinen Spaß mehr.
Wenn das so
weitergeht, dann muss man sich Änderungen überlegen.
Vielleicht
nur noch 9 gegen 9 oder das Abseits abschaffen.
Sonst kann man sich als Fußballprofi gleich verbeamten lassen.
Oder, ihr
macht das Spiel wieder heile, ihr Guardiolas und Tuchels, ihr Murinhos und Ancelottis.
Wie?
Wie?
Geht´s raus
und lasst´s Fußball spielen…
War früher der Fußball besser? Na, ganz früher wohl nicht...
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