Die Sorge einiger Mitmenschen um das
Abendland treibt ja mitunter seltsame gedankliche Blüten, für die oft die
wildesten Gerüchte als Dung herhalten müssen.
Wenn aus Rücksicht auf andere
Glaubensrichtungen der St. Martinszug plötzlich „Sonne, Mond und Sterne-Zug“ hieße
und der Weihnachtsmarkt nur noch unter „Wintermarkt“ firmierte, dann
sähe der Abendländer seine heimatländliche Existenz nicht nur bedroht, sondern
ausgelöscht.
Das irgendein versprengter NRW-Linker
diesen aberwitzigen Vorschlag bereits 2013 für sich verbuchen konnte, ist dabei
Nebensache. Und erst recht, dass er ihn kurz darauf bereits öffentlich bedauert
hat. Wir bekommen ihn jetzt Dinner-for-one-mäßig jedes Jahr in der
„Wir-sind-das-Volk“-Version wieder präsentiert.
Das Netzwerk-Schneeballsystem hat aus dem
Hinterbänklergebrabbel mittlerweile eine Grundgesetzänderung gemacht, die
direkt von Muslimen gefordert wird.
Mit dieser Kenntnislage ausgerüstet tritt
man mutig seinen digitalen Kreuzzug an – und das manchmal sogar unter Klarnamen.
Und falls man noch Hilfe bei Formulierung und Bebilderung braucht, bedient man
sich bei den rechten Hetzwerkern vom Anonymus-Kollektiv auf Facebook.
Schließlich darf ja wohl offen von
Diskriminierung gesprochen werden, wenn an alten, deutschen Traditionen zu St.
Martin oder Nikolaus mit Rücksicht auf Ausländer gerüttelt werden soll.
Der Hinweis darauf, dass St. Martin
Italiener und der Heilige Nikolaus ein Türke war, ist müssig.
Ich habe bis jetzt auch noch keinen Moslem
gehört, der sagte:“ Ey, Ollum, den St. Martin mag isch nisch. Mach den weg!“
Da würde man vermutlich eher hören: “Ey,
der St. Martin, was ist das, neuer DJ oder was?“
W-LAN-Router statt Fackeln
Nachdem wir jetzt geklärt haben, wer für
derlei Vorschläge verantwortlich ist, schauen wir uns doch mal die Leute an,
die sich am meisten darüber aufregen.
Bei den Leuten, die diese moderne
Christenverfolgung anprangern, wird sehr schnell klar, dass sie nicht für, sondern ausschließlich gegen etwas kämpfen und dabei munter mit dem Strom schimpfen.
Sie kämpfen gegen etwas, das sie nicht kennen,
den Islam und für etwas, das sie eigentlich nicht wirklich interessiert. Das
Christentum nämlich. Aber, der Zweck heiligt die Hetze.
Man wirft sich schützend vor Bezeichnung
und Feiertage, um die „christlichen Traditionen unseres Heimatlandes“ zu retten, obwohl
diese überhaupt nicht bedroht werden und feiert anonym in Kommentarspalten
Hetze wie Heldentaten ab.
Mit glühendem W-LAN-Router zündelt man
munter wie bei der Hexenverbrennung - ist ja schließlich auch mal eine gute
alte christliche Tradition gewesen.
Für all diese Hardcore-Jünger, die jetzt
wieder den Blödsinn mit der Umbenennung von Martinszug, Weihnachtsmarkt oder
gleich der Abschaffung des Heiligabends posten, also all die Scheinheiligen,
die nach christlicher Tradition brüllen und sonntags dann trotzdem gerne
ausschlafen, für alle die habe ich folgenden Vorschlag. Nein, eigentlich habe
ich den Vorschlag für ALLE Religionszugehörigkeiten zu machen:
Wir schaffen die religiösen Feiertage ab –
jeden einzelnen. Weg damit!
Dafür bekommt jeder zehn Tage mehr Urlaub.
Was bleibt ist der Tag der Deutschen
Einheit und Silvester und das war es.
Dann könnte jeder frei entscheiden, an
welchen Tagen er frei macht.
Keine Zwangsstillegung des öffentlichen Lebens
wegen Ostern zum Beispiel.
Dann würde ich gerne sehen, wer von unseren
eifrigen Abendlandrettern an Pfingsten frei macht.
Denen, die es täten, könnte man dann jedenfalls
ruhigen Gewissens einen schönen Feiertag wünschen.
Vielleicht kann uns Bonnie "Prince" Billy in dieser Sache helfen: